New York Ende der 1920er und Anfang er 1930er Jahre: Die großen amerikanischen Jazz Bigbands entwickeln gerade einen neuen Musikstil, den Swing, als vornehmlich in Harlem die afro-amerikanische Community einen passenden Tanz dazu entwickelt – abgeleitet und zusammengesetzt aus verschiedenen vorhergehenden Tanzstilen. Unter dem Namen „Lindy Hop“ setzte der authentischste unter den Swing-Tänzen seinen Siegeszug um die Welt an. Aus dem Lindy Hop entwickelten sich viele weitere Tänze aus der Jazz- und späteren Rock’n Roll Ära, unter anderem Boogie Woogie und Jive. Seit etwa vier Jahrzehnten erfährt der Lindy Hop eine Renaissance und gilt als einer beliebtesten Tanzstile der modernen westlichen Welt. Die weltweite Lindy Hop Szene wächst unaufhaltsam weiter. Fröhliche Menschen haben Freude daran, die alten Zeiten der Swing-Ära in passender Retro-Mode gekleidet wieder aufleben zu lassen und zu schnellen Rhythmen ausgelassen zu tanzen.
Tänzerisch entwickelte sich der Lindy Hop aus verschiedenen Tanzstilen: Der Charleston aus den „Wilden 20ern“ ist einer davon. Besonders als Solotanz geeignet zeichnet sich der Charleston durch seine schnellen, rhythmischen Bewegungen aus und durch die Fähigkeit, Bewegungsabläufe isoliert voneinander auszuführen. Der Lindy Hop übernahm den Basisschritt des Charleston und passte ihn dem Swing Rhythmus an. Ebenfalls finden sich im Lindy Hop viele Elemente aus dem Stepptanz wieder, wie zum Beispiel Hops, Stomps und Stamps oder Ball Changes. Als Improvisationstanz vereint der Lindy Hop natürlich viele Bewegungsabläufe aus dem Jazz Dance. Hierbei ist nicht der Modern Jazz Dance gemeint, sondern der traditionelle, afroamerikanische Vernacular Jazz Dance, der die Jazzmusik bereits begleitete, als sie noch in ihren Kinderschuhen steckte. Diese Art Jazz Dance wird seit Ende der 1950er Jahre auch als Authentic Jazz Dance bezeichnet und setzt ganz auf das Improvisationstalent der Tänzerinnen und Tänzer. Die typischen Wechsel von der geschlossenen Tanzhaltung zur offenen Position gehen auf den Breakaway der 1920er Jahre zurück. Einer der ersten Swing Tänze überhaupt, der um 1910 entstandene Texas Tommy, dürfte ebenfalls nicht unerheblichen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Lindy Hop gehabt haben. Nicht umsonst wurde eine bekannte Outside-Turn-Variation im Lindy Hop als „Texas Tommy“ bezeichnet.
Woher der Lindy Hop seinen Namen bekam, darum ranken sich viele Geschichten. Eine davon führt den Begriff auf den Texas Tommy (Tanz) zurück. So sollen Tänzer dieses frühen Swing Tanzes etwa um 1913 nach einer passenden Bezeichnung für ihre Grundfigur gesucht und diese in dem Begriff „Hop“ gefunden haben. Wie der „Hop“ nun allerdings zu seiner Co-Bezeichnung „Lindy“ kommt, darüber wird vielfach diskutiert. Wenig belegt ist die Variante, dass es sich dabei um den Namen einer bestimmten Frau handeln soll. Weitaus prominenter ist die Version, wonach der bekannte Tänzer des Harlem Savoy Ballroom, „Shorty“ George Snowden, den Hop anlässlich Charles Lindberghs erster Non-Stop Atlantiküberquerung 1927 nach diesem als „Lindy Hop“ bezeichnet haben soll. Darüber hinaus soll er bei einem Tanzwettbewerb im Jahr 1928, als er mit seiner Partnerin atemberaubende Breakaway-Figuren und improvisierte Solo-Steps ausführte, auf die Frage, was er denn da „mit seinen Beinen gemacht habe“, geantwortet haben: „The Lindy“.
Lindy Hop gilt als der authentischste unter den Swing Tänzen, was sich auf die afrikanisch-amerikanischen Wurzeln aller Jazz Tänze bezieht. Lindy Hop ist nicht einfach nur Swing Tanzen, es ist die Art den Swing zu tanzen, wie es die Afroamerikaner in den frühen Hochzeiten der Big Band Ära in Harlem (New York) taten. Wer an das Harlem der frühen 1930er Jahre denkt, kommt dabei an einer bestimmten Location nicht vorbei: dem Savoy Ballroom. In direkter Nachbarschaft zu Manhattan gelegen, befand sich der Savoy Ballroom in Harlem zwischen der 140sten und 141sten Straße. Dabei handelte es sich um ein riesiges Tanzlokal, in dem bis zu 4000 Personen Platz finden konnten. Mitte der 1920er Jahre erstmals eröffnet, schloss das Lokal dreißig Jahre später, im Jahr 1958, für immer seine Pforten, um einem anderen Bauprojekt zu weichen. Mit dem Savoy Ballroom erlosch ein Stück afro-amerikanischer Kulturgeschichte.
Neben „Shorty“ George Snowden gibt es vor allem den Namen eines Tänzers, der untrennbar mit dem Lindy Hop verbunden ist: Frankie Manning (1914 – 2009). Zusammen mit den Whitey’s Lindy Hoppers, einer bekannten Tanzformation des Savoy Ballroom, machte er den Lindy Hop weit über die Grenzen Harlems hinaus bekannt. Frankie Manning brachte die ersten Aerials in den Lindy Hop, als er 1935 mit seiner Tanzpartnerin einen Back-to-Back-Roll während eines Tanzwettbewerbs ausführte. Ab da wurde es akrobatisch und im berühmten Film „Hellzapoppin‘ “ trat Frankie Manning gemeinsam mit den Whitey’s Lindy Hoppers in der weltweit bekannten Tanzszene auf. Wer wissen möchte, was Lindy Hop ist, wird vermutlich zuerst einen Videoschnitt dieser Tanzszene studieren
Wer von Lindy Hop spricht, meint den authentischen, afro-amerikanischen Savoy-Style Lindy Hop. Dieser Frankie Manning Stil zeichnet sich durch viele Improvisationen, Dynamik und akrobatische Elemente aus. Daneben gibt es auch noch die durch Dean Collins initiierte „Smooth Variation“, auch „Hollywood-“ oder „LA-Style“ genannt. Dieser Stil gilt als eine Art „weiße Adaption“ des ursprünglich afro-amerikanischen Tanzes. Der Smooth-Style ist geprägt durch eine sehr tiefe Körperhaltung bei den Swing Outs, teilweise verkürzten Foodworks und wesentlich geradere Linien bei den Platzwechseln – im Gegensatz zu den sehr kreisförmig getanzten Savoy-Style Figuren. Die bekanntesten Tänzerinnen und Tänzer des Hollywood-Style waren Dean Collins, Jean Veloz und Jewel McGowan. Jean Veloz ist mit über 90 Jahren heute noch aktiv in der Swing Tanz-Szene vertreten und eine gerne gefragte Expertin für den Hollywood-Style Lindy Hop, während Norma Miller, die „Queen of Swing“, auch heute noch aktiv den Savoy-Style an Lindy Hopper in aller Welt weitergibt, obwohl sie noch aus der ersten Riege der Whitey’s Lindy Hoppers in den 1930er Jahren stammt und eine Tanzpartnerin Frankie Mannings war.
Der Lindy Hop hat seine Wurzeln in folgenden Tänzen:
Charleston
Stepptanz
Vernacular (Authentic) Jazz Dance
Breakaway
Texas Tommy (Tanz)
Benannt wurde der zunächst „Hop“ genannte Tanz von „Shorty“ George Snowden aller Wahrscheinlichkeit nach 1927 anlässlich Charles Lindberghs Atlantiküberquerung per Flugzeug in „Lindy Hop“. Entstanden ist der Tanz Ende der 1920er und in den frühen 1930er Jahren in Harlem (New York), dort vor allem im Savoy Ballroom. Mit zu den Begründern des Lindy Hop gehören Frankie Manning, auch „Shorty“ George Snowden und die ganze Tanzformation der Whitey’s Lindy Hoppers. Frankie Manning führte auch das erste Aerial aus. Heute kennt man zwei verschiedene Stilrichtungen: den authentischen afro-amerikanischen Savoy-Style Lindy Hop und das „weiße Pendant“ dazu, den Hollywood-Style Lindy Hop, vor allem bekannt gemacht durch Dean Collins, Jewel McGowan und Jean Veloz.